Angevinisches Reich unter Heinrich II.
- Angevinisches Reich unter Heinrich II.
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Im März 1152 ließ der französische König Ludwig VII. die Ehe mit seiner Gemahlin Eleonora, Herzogin von
Aquitanien, wegen angeblich zu naher
Verwandtschaft für nichtig erklären; eher wohl war der zu frömmelnder Askese neigende König seiner lebenslustigen Gattin überdrüssig geworden. Es kam außerdem hinzu, dass aus der Ehe bisher zwar zwei Töchter, nicht aber der ersehnte männliche Thronerbe, der allein den Fortbestand der kapetingischen
Dynastie sichern konnte, hervorgegangen war. Diese »Ehescheidung« sollte für das französische und englische Königtum schwerwiegende politische Folgen haben, denn bereits zwei Monate später heiratete Eleonora den jungen Heinrich, Herzog der
Normandie und Grafen von Anjou, dessen
Familie einen Ginsterzweig als
Helmzier führte und daher
Plantagenet (lateinisch »planta genista«, »Ginsterbusch«) genannt wurde. Mit dieser Heirat fügte Heinrich seinem schon beträchtlichen Territorialbesitz, der auch die Lehnshoheit über die
Bretagne einschloss, noch das weiträumige, den gesamten Südwesten Frankreichs umfassende
Herzogtum Aquitanien hinzu, sodass nun der gesamte Westen Frankreichs von der Normandie bis zu den
Pyrenäen von ihm kontrolliert werden konnte.
1154 erbte Heinrich auch die englische
Königskrone, und der im Wesentlichen auf die
Krondomäne in der Ile de France beschränkte französische König musste nun machtpolitisch gesehen geradezu wie ein Zwerg wirken. Dennoch bot dieses von Heinrich II. begründete Angevinische Reich der französischen Krone Angriffspunkte, da Heinrich hinsichtlich seiner Gebiete in Frankreich als Vasall des französischen Königs seiner Lehnsherrschaft unterworfen war.
Wenn es Heinrich auch gelang, durch bahnbrechende Verwaltungs- und Rechtsreformen seine
Position in
England zu festigen und zugleich durch den Erwerb der unmittelbaren Herrschaft über die Bretagne auch die
Präsenz Englands auf dem
Kontinent zu stärken, war das Angevinische Reich dennoch auf Dauer gegen das aufstrebende französische Königtum nicht zu halten. Der Auflösungsprozess setzte bereits gegen Ende der Regierungszeit Heinrichs II. ein und verstärkte sich unter dessen Nachfolgern, sodass England im
Frieden von Paris (1259) auf die Normandie, die
Grafschaft Anjou mit Maine und der
Touraine sowie auf die Grafschaft Poitou verzichten musste und als Restbestand des angevinischen Besitzes lediglich die
Gascogne im Südwesten Frankreichs behaupten konnte.
Universal-Lexikon.
2012.
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